Der Fall Amanda Todd
Als
Inspiration für Laras Geschichte in „Nackt. Das Netz vergisst nie.“
diente das erschütternde Schicksal der kanadischen Schülerin Amanda
Michelle Todd, die von einem unbekannten Täter jahrelang mit Nacktfotos
im Netz erpresst wurde. Die nachfolgenden Mobbing-Attacken trieben das
Mädchen im Alter von 15 Jahren in den Selbstmord. In einem neunminütigem
Video, das sie kurz vor ihrem Tod veröffentlichte, beschreibt das
Mädchen auf 74 Tafeln stumm ihr Leiden mit handgeschriebenen Zetteln.
→ https://www.youtube.com/watch?v=RXxnPzrmE70
Cybermobbing – was ist das?
Unter Cybermobbing versteht man laut der EU-Initiative klicksafe.de das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen eines anderen mithilfe neuer Kommunikationsmedien. Im Netz handelt der Täter meist anonym, jedoch kennen Opfer und Täter einander meist aus dem ‚realen‘ persönlichen Umfeld. ‚Klassisches‘ Mobbing und Cybermobbing sind daher in der Mehrheit der Fälle nicht voneinander zu trennen.
Die Ausmaße, die Cybermobbing annehmen kann, sind enorm und nicht zu vergleichen mit dem, was Mobbing in der Offline-Welt anrichten kann. Durch die Anonymität im Netz erlangt der Täter eine trügerische Sicherheit, die ihn dazu verleitet, sein gefährliches Spiel auf die Spitze zu treiben. Die Angriffe im Netz markieren oft nur den Anfang eines langen Martyriums für die Betroffenen, sowohl im digitalen, als auch im realen Umgang mit ihren Mitmenschen. Dank der digitalisierten Welt beschränken sich diese Angriffe oft nicht nur auf Schule oder die Arbeit, sondern verfolgen das Opfer bis in die eigenen vier Wände. Das Publikum im Netz ist zudem unüberschaubar groß. Die virale Verbreitung kompromittierender Inhalte ist somit oft kaum mehr zu stoppen, wodurch die Bloßstellung des Geschädigten schnell unkalkulierbare Dimensionen annimmt.
→ Ausführliche Informationen unter www.klicksafe.de
→ Hilfe für Betroffene unter www.nummergegenkummer.de
Wie präsent das Thema bei den Jugendlichen ist, zeigt die aktuelle JIM-Studie des Medienpädagagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), die u. a. folgende Ergebnisse zum Thema Mobbing im Internet bei Teenagern lieferte:
→ 34 Prozent der 12- bis 19-Jährigen geben an, dass in ihrem Bekanntenkreis schon einmal jemand Opfer einer Cybermobbing-Attacke wurde. Der Anteil derer, die von einen solchen Fall berichten können, steigt dabei mit zunehmendem Alter.
→ 8 Prozent der Jugendlichen geben an, selbst schon einmal Opfer von Mobbing gewesen zu sein. Auch hier steigt der Anteil der Opfer solcher Attacken mit zunehmenden Alter deutlich auf bis zu 13 Prozent. Jeder Fünfte gibt zudem an, grundsätzlich schon einmal mit beleidigenden, falschen oder peinlichen Inhalten über seine Person im Netz konfrontiert worden zu sein.
→ 59 Prozent der Teenager würden zunächst bei den Eltern Hilfe suchen, gefolgt von Freunden (40 %), Geschwistern (11 %), Lehrern (6 %), der Polizei (6 %) sowie Beratungsstellen, weiteren Angehörigen, den Websitebetreibern oder Verursachern (je 1 %). Vier Prozent würden versuchen, die Angelegenheit ohne Hilfe zu regeln. Mit zunehmendem Alter suchen die Jugendlichen eher Hilfe bei Freunden als bei ihren Eltern.