#ranELF-Experte Kasim Edebali: „Niemandem wird in diesem Jahr etwas geschenkt“
Es ist Ihre erste ELF-Saison auf der „anderen“ Seite – wie schwer wird es, den ehemaligen Kollegen zuzuschauen?
Kasim Edebali: „Überhaupt nicht. Ich liebe es, Football zu spielen, aber genau so liebe ich es, Football zu analysieren und zu erklären. Ich freue mich, die Chance zu haben, die Zuschauer:innen auf diverse Spieler aufmerksam zu machen und ihnen Football auf taktischer und technischer Ebene noch näher zu bringen.“
„Ihre“ Sea Devils standen bislang in jedem ELF-Finale – auch am 24.9.2023 in Duisburg? Von welchen Faktoren hängt das ab?
„Natürlich würde ich mich für meine alten Coaches und Teammates freuen, wenn sie es wieder ins Finale schaffen würden, weil ich weiß, wie viel harte Arbeit darin steckte, zum zweiten Mal ins Finale zu kommen. Schon enttäuschend, dass es für den Titel am Ende erneut nicht gereicht hat. Aber die Competition wird jedes Jahr größer. Es gibt mehr Teams, mehr Talente und der Name der Liga wird immer größer. Niemandem wird in diesem Jahr etwas geschenkt und kein Team kann sich einen langsamen Start erlauben. Daher wird es sehr interessant, welche Teams sich am schnellsten etablieren werden. Es ist ein spannender Wettbewerb, der jeder Franchise, jedem Coach und jedem Spieler alles abverlangen wird und dadurch noch spannender für die Fans sein wird.“
Es gibt sechs neue Teams – wie schätzen Sie ihre Chancen ein?
„Ich glaube, kein Team wird es leicht haben, ob neu oder etabliert. Alle sind hungrig und wollen zeigen, wie gut sie sind. Eine gute Teamführung – vom Owner bis zum Assistenz-Coach – ist super wichtig. Es sieht es danach aus, dass Paris einen guten Job gemacht hat, internationales und nationales Talent zu rekrutieren. München mit einem super Coach wie John Shoop steht auch ganz oben auf meiner Liste. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass andere neue Teams uns genauso gut aus dem Nichts überraschen werden.“
Wer sind in Ihren Augen die Top drei Quarterbacks der Liga und warum?
„Es gibt viele neue Quarterbacks in dieser Saison, aber ich muss mit den drei QBs gehen, die sich bereits
bewiesen haben:
Jadrian Clark kam 2022 spät zu Rhein Fire, aber hat bewiesen, wie gut er in die Mannschaft passt und der wohl produktivste Quarterback der Liga war. Mit großem Talent, super Receivern und dazu noch dem besten Runningback der letzten Saison, Glenn Tonga, hat er die offensiven Mittel, die er braucht. Ich gehe davon aus, dass Clark und Rhein Fire ganz oben mitspielen werden.
Jakeb Sullivan (Frankfurt Galaxy) ist ein Erfahrungsträger wie kein anderer. Egal, in welcher Situation, er zeigt immer die Ruhe und Souveränität, die man auf der QB-Position braucht. Er kann jeden Pass auf dem Feld, tiefe wie auch schnelle, kurze Pässe präzise anbringen. Auch wenn er kein "run first" Quarterback ist, ist er immer einer der athletischsten Spieler auf dem Feld, der in jedem Spielzug dem Pass Rush entkommen kann und mit seinen Beinen ein neues First Down holen kann.
Zach Edwards (2021/2022 Barcelona Dragons, 2023 Paris Musketeers) ist für mich der gefährlichste Spieler der letzten zwei Jahre. Er ist ein purer „Playmaker“. Er kann den Ball laufen, ihn werfen, aber was ihn besonders gefährlich macht: Er findet einen Weg, den Ball aus jeder Körperposition loszubekommen. Selbst wenn er zu Boden gebracht wird, schafft er es trotzdem, den Ball 40 Yards tief anzubringen. Die Sekunde, in der man als Defense nicht aufpasst, ist es fast garantiert, auf seinem nächsten Highlight-Tape zu landen.“