Interview mit Josefine Preuß
„Dank dieser Anfänge der Forschung verfügen wir heute über
ein sehr großes medizinisches Wissen.“
Rollen in „Das Adlon“, „Rubinrot“ „Die Pilgerin“, jetzt „Die
Hebamme“ — was fasziniert Sie an historischen Stoffen und Kostümfilmen?
Josefine Preuß: Das Reizvolle für mich ist diese uns
unbekannte Epoche. Man darf sich in aufwendigen Sets und in originalgetreuen
Kostümen auf eine Zeitreise begeben. Auch die Anwendung anderer Umgangsformen
und die nicht moderne Sprache machen die Darstellung einer Figur in einem
historischen Film für mich immer wieder interessant.
Sind Sie erstaunt oder erschrocken über die medizinischen
Fortschritte und Methoden dieser Zeit?
Ich bin mir bewusst, dass wir nur Dank dieser Anfänge der
Forschung mit leider auch menschenunwürdigen Versuchen heute über ein sehr
großes medizinisches Wissen verfügen.
Wie haben Sie sich auf die Rolle als Hebammenschülerin Gesa
vorbereitet?
Ich habe mich natürlich viel mit dem Beruf der Hebamme
auseinandergesetzt. Neben Gesprächen mit ausgebildeten Hebammen habe ich mich
mit entsprechender Literatur befasst. Zum Beispiel das „Hebammenbuch“ von Marie
Louise Bourgeois aus dem Jahr 1608 oder das Werk „Kurze, jedoch hinlängliche
und gründliche Anweisung Christlicher Hebammen“ von Barbara Widenmannin von
1735 waren sehr hilfreich, um eine genaue Vorstellung über die Arbeit der
Hebammen und der Geburtenlehre zu bekommen. Auch hatte die Produktion eine
erfahrene Hebamme, Frau Monika Brumen (Danke!), engagiert. Sie stand uns jeden
Drehtag mit Rat und Hilfe zur Seite.
Gesa ist stark, dennoch ehrfürchtig und fast schon demütig
vor Obrigkeiten. Was hat Sie an der Rolle fasziniert?
Die Figur der Gesa macht eine unglaubliche Entwicklung
durch. Sie ist eine mutige junge Frau, die nach dem Tod ihrer geliebten Mutter,
anfangs viel zu naiv, in die Stadt Marburg geht um den Beruf der Hebamme zu
erlernen. Sie erfährt in ihrer Zeit im Gebärhaus jede positive und negative
Emotion eigentlich zum allerersten Mal in ihrem Leben, sei es die Bestürzung
über den Umgang Professor Kilians mit den Patientinnen, die Freundschaft mit
Lotte, die Aufklärung des Familienhintergrundes und natürlich die erste große
Liebe.
Von Kindesbeinen an wollte Gesa Hebamme werden und setzt
alles daran, sich diesen Traum zu erfüllen. Was war als Kind Ihr Traumberuf?
Als Kind hatte ich einige Interessen, zum Beispiel
Archäologie und ja, auch Gerichtsmedizin. Und genau das mag ich an meinem
jetzigen Beruf, denn ich kann noch alles werden.
Dennoch muss Gesa nach ihrer Verlobung mit Dr. Heuser ihren
Beruf aufgeben, da es sich für eine Frau in ihrem Stand nicht geziemt, zu
arbeiten. Können Sie Gesas Entscheidung nachvollziehen?
Obwohl Gesa mit der Verlobung ihren großen Traum, als
Hebamme zu arbeiten, aufgibt, entscheidet sie sich für die Liebe. Ich kann es
durchaus verstehen, denn gerade die Liebe sollte alles wert sein.
Dr. Heusers Arbeitsplatz ähnelt einem Gruselkabinett. Wie
fühlt man sich in einer solchen Kulisse?
Bei diesem Projekt muss man wirklich die Leistung unseres
Art-Departments hervorheben und loben. Die Ausstatter und Requisiteure haben
unglaubliche Arbeit geleistet, indem sie uns in detailreichen und aufwendigen
Sets haben agieren lassen. Gerade im Falle des „Gruselkabinetts“, da war das
Unbehagen und Unwohlsein nicht immer gespielt.